Zahlreiche Kategorien intelligenter Wesen existieren im Unsichtbaren in Beziehung zum Menschen, doch die meiste Zeit ist er sich derer nicht bewusst. Einige von ihnen sind unermessliche spirituelle Kräfte, während andere unterentwickelt und mit einem unterlegenen Bewusstsein ausgestattet sind. Diese verborgene Seite der Natur ist allen Religionen bekannt. Die ganze Welt ist voller Lebewesen, die für das menschliche Auge unsichtbar sind. Diese unsichtbaren Welten durchdringen die sichtbare Welt, sodass ständig eine Vielzahl dieser intelligenter Wesen um uns herum sind. Einige dieser Wesen werden durch unsere Gebete beeinflusst und andere sind bereit, unserem Willen zu gehorchen. Das Christentum akzeptiert die Existenz höherer intelligenter Wesen und nennt diese Engel. Diese Engel sind geistige Wesen im Dienste Gottes. Andere Wesen, die sich im Unsichtbaren aufhalten, sind jene, die von den Menschen erschaffen wurden, denn die Schwingungen unserer Gedanken und Wünsche bestimmen und erhalten Formen subtiler Materie.
Die Gedankenformen vereinigen sich mit den “Elementen” der Natur und leben so lange wie sie ihr Schöpfer nährt. Es ist wichtig sich daran zu erinnern, dass alles „Denken“ gleichzeitig ein „Erschaffen“ auf allen Ebenen, einschließlich der physischen Ebene, bedeutet. Es wird Gedankenform genannt, wenn es sich auf den astralen oder mentalen Ebenen manifestiert. Gedanken können Menschen retten oder ins Unglück stürzen, je nachdem ob sie wahr oder falsch, positiv oder negativ sind. Definitiv können wir eine Krankheit in unserem physischen Körper auslösen, indem wir kontinuierlich an sie denken. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, unsere Gedanken zu kontrollieren und nur jene zu akzeptieren, die positiv, voller Liebe, Altruismus, Gesundheit und Freude sind. Dem Gesetz der Resonanz zufolge, ziehen Gedanken mit einer bestimmten Schwingung weitere Gedanken mit einer ähnlichen Schwingung an, samt den ihnen entsprechenden Energien. In Bezug auf die Lebewesen, die das Unsichtbare bevölkern, erschafft die Menschheit eine Armee von unsichtbaren Dienern, die die unsichtbaren Welten durchqueren und bestrebt sind, ihrem Willen zu folgen.
Spricht ein Mensch ein Gebet der Kategorie „A“, kann es in vielerlei Hinsicht erfüllt werden. Jemand, der von Gott materielle Güter erwartet, wird ihm nach seinem täglichen Brot fragen, so wie es für ein Kind natürlich ist, seine Mutter oder seinen Vater zu fragen. Ein typisches Beispiel eines solchen Gebetes ist der bekannte Philanthrop George Muller aus Bristol. Zu Beginn seiner karitativen Arbeit hatte er weder Geld noch Freunde. Er betete um das nötige Essen für die Waisenkinder, deren Existenz von ihm abhängig war. Immer bekam er die erforderliche Menge. Das Gebet von Muller war ein lebendiger und energetischer Wunsch, der eine Gedankenform erschuf, die einen einzigen Fokus hatte: „Hilfe wird gebraucht, Brot wird gebraucht“ – und sie suchte diese beim Durchqueren der subtilen Welten.
Es gibt immer wohltätige Menschen, die Menschen in der Not helfen möchten und nach solchen Situationen suchen. Solch ein Mensch ist für die Wunschform, was für einen Magneten Eisen ist – er zieht es an. Die Wunschform erschafft ähnliche Schwingungen in seinem Geist; er wird einen Weg finden, um seine wohltätigen Absichten zu erfüllen, einen Scheck unterschreiben und diesen absenden. Für George Muller ist Gott derjenige, der die Idee des Geben und Helfens in das Herz des Spenders pflanzt. Diese Erklärung ist korrekt, wenn wir die tiefsinnige Bedeutung der Worte verstehen. Demnach gibt es laut dem göttlichen Gesetz weder Leben noch Energien, die nicht aus Gott entspringen. Doch der Vermittler war die Wunschform, die durch ein Gebet erschaffen wurde.
Ein ähnliches Ergebnis kann durch eine methodische Willensanstrengung, ohne Gebet, erreicht werden. Dennoch ist es notwendig, genau den Mechanismus und die Art diese anzuwenden, zu kennen. Ebenso muss das Gesetz der Affirmation bekannt sein – denn Gebete beruhen auch darauf. Gemäß diesem Gesetz wird etwas im Unsichtbaren geformt, wenn es bekräftigt wird. Es existiert von diesem Moment an und es wird alles anziehen, was zur Manifestation auf der sichtbaren Ebene notwendig ist. Dieses Gesetz wird auch von Jesus dargestellt, wenn Er sagt: „Wenn ihr betet, glaubt, dass ihr das wonach ihr fragt, bereits erhalten habt und ihr werdet seine Erfüllung sehen“.
Manchmal kann es dennoch passieren, dass Gebete unerhört bleiben. Dies liegt daran, dass jeder Mensch im Leben Schulden angehäuft hat, die er abbezahlen muss. Seine negativen Gedanken, Wünsche und Handlungen haben Hindernisse gebildet und halten ihn manchmal in den Wänden seines selbst erschaffenen Gefängnisses fest. Eine Schuld, die man sich für eine böse Handlung aufgeladen hat, wird durch Leiden bezahlt: die Menschen müssen die Konsequenzen für den verursachten Schaden tragen. Zum Beispiel kann es sein, dass ein Mensch den Hungerstod aufgrund seiner bösen Taten verdient. Kein Gebet wird dann in der Lage sein, sein Schicksal zu ändern. Die vom Gebet erschaffene Wunschform wird nach einer Antwort suchen, doch keine finden. Die Welle des Übels aus der Vergangenheit wird sie erfassen und zurückspülen.
Wenn wir Gebete der Kategorie “B” analysieren, werden wir verstehen, dass jene Gebete, die bei moralischen und intellektuellen Schwierigkeiten nach Unterstützung fragen, doppelte Effekte haben. Zunächst agieren sie, indem sie die gewünschte Hilfe gewähren und sie re-agieren auch direkt auf den Betenden. Sie ziehen die Aufmerksamkeit der Engel und Jünger auf sich, die außerhalb physischer Körper arbeiten und ständig nach Möglichkeiten Ausschau halten, um jeden Hilfe anzubieten, die sie gerade brauchen. Rat, Ermutigung und Licht werden dann dem zerebralen Bewusstsein vermittelt und das Gebet wird auf dem direktesten Weg erfüllt. „Und er … kniete nieder und betete … Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel und stärkte ihn.“ (Lukas XXII, 41- 43).
Diese Gebete erhalten auch eine „subjektive“ Antwort: es ist die Reaktion des Gebets auf den Betenden. Durch die Handlung des Betens werden sein Herz und Geist empfänglich. Dies beruhigt die unterlegene Natur des Menschen, während zur gleichen Zeit die Kraft und das Licht zu ihm in Wellen hinabsteigen, ohne auf Hindernisse zu stoßen. Wenn der Betende um spirituelles Licht und Wachstum bittet, ist die äußere und innere Unterstützung kraftvoller. Alle Helfer, ob Engel oder Menschen, die außerhalb ihrer physischen Körper arbeiten, begünstigen absolut den spirituellen Fortschritt. Sie bemerken alle Gelegenheiten, wenn Seelen die Befruchtung von Wahrheit und Licht anstreben. Umso mehr stimulieren diese Anstrengungen die Manifestation der Energien einer übergeordneten Kraft, denn ein brennender spiritueller Wunsch braucht eine Antwort, die von der spirituellen Ebene ausgestrahlt wird.
Die höchsten Gebete der “B”-Kategorie führen zwangsläufig und fast unbemerkt zu denen der “C”-Kategorie. Hierbei verliert das Gebet seinen bittenden Charakter; entweder wird es zur Meditation in Gott oder dessen Bewunderung. Das Gebet wird zur Kontemplation. Um dies zu illustrieren, saß einmal ein alter Dorfbewohner alleine in der letzten Reihe einer Kirche. Als er gefragt wurde, worauf er denn wartet, antwortete er: „Ich schaue Ihn an und Er schaut mich an…“
Betrachtet man das Gebet in der apokryphen Schrift “La cosmogonie d’Urantia” (Die Kosmogonie von Urantia) so sagte Jesus: „Das Gebet ist ganz und gar ein persönlicher und spontaner Ausdruck unserer Einstellung dem Geiste gegenüber; das Gebet soll der Verschmelzung der Söhne mit ihrem spirituellen Vater und ein Ausdruck der Brüderlichkeit sein. Wenn es vom Geist diktiert wird, führt das Gebet zu einem behilflichen spirituellen Fortschritt.“
Das ideale Gebet ist eine Form des spirituellen Einklangs, die zu einer intelligenten Bewunderung führt. Wahrhaftige Gebete sind die aufrichtige Einstellung eines Impulses gen Himmel, um unsere Ideale zu verwirklichen. Das Gebet ist der Atem der Seele und es soll uns beharrlich in unseren Unternehmungen helfen, den Willen des Vaters immer besser kennen zu lernen. Menschen sollten fortwährend beten und niemals aufgeben. “Deine Ausdauer soll nicht die Gunst Gottes erzielen, sondern dein Verhalten auf Erden verändern und auch die Fähigkeit deiner Seele entwickeln, den Geist zu empfangen. Aber wenn du flehst, ist dein Glaube schwach. Wahrer Glaube würde Berge materieller Hindernisse bewegen, die den Pfad der Ausdehnung der Seele und des spirituellen Fortschritts blockieren können.“ (Urantia)
Jesus war speziell gegen das Gebet in der Öffentlichkeit. Er lehrte seine 12 Apostel immer in Abgeschiedenheit zu beten, vorzugsweise in der entspannten Umgebung der Natur oder in ihrem eigenen Zimmer und zum Aufsagen ihrer Gebete die Türen zu schließen – in anderen Worten, tiefgründig in ihr Wesen einzudringen, während sie sich von der Welt loslösen.
Jesus gab auch folgende Empfehlungen, gemäß dem gleichen apokryphen Werk:
“Wenn du eine Bitte inbrünstig wiederholst, wenn dieses Gebet der aufrichtige Ausdruck eines Kind Gottes ist und es mit Glauben vorgebracht wird, ungeachtet dessen wie wenig feinfühlig man ist, um eine direkte Antwort zu erhalten und ungeachtet dessen wie leichtsinnig es scheinen mag, es wird niemals aufhören, die spirituelle Empfänglichkeit der Seele zu vergrößern.“
“So wie ein Gebet mit dem Aufladen der spirituellen Batterien der Seele vergleichbar ist, so kann man auch die Anbetung mit einer Synchronisation der Seele vergleichen, die universelle Fernübertragungen des ewigen Geistes vom universellen Vater empfängt. Das Gebet ist ein aufrichtiges Bestaunen, das voller Streben ist, wie ein Kind gegenüber seinem spirituellen Vater.”
“Es ist möglich, dass die Antwort für Gebete der spirituellen Hilfe und Licht erst später empfangen wird, wenn derjenige, der das Gebet ausgesprochen hat, die notwendige Bewusstseinsstufe erreicht. Wenn du im Willen Gottes widmest, werden alle Bitten erfüllt, denn deine Gebete werden in Übereinstimmung mit Seinem Willen sein.”
„Vermeide es, in deinen Gebeten egozentrisch zu sein. Vermeide es, zu viel für Dich selbst zu beten, bete mehr für den spirituellen Fortschritt deiner Brüder, deiner Mitmenschen, aber vor allem für die, die dich hassen und verfolgen.”
Jesus lehrte in der Reihenfolge der Wichtigkeit, dass das Gebet, Gottvaters Willen zu kennen, zuerst kommt.
Als der Apostel Thomas fragte, wie es möglich war, den Grad der spirituellen Evolution zu wissen, antwortete Jesus: “Du kannst den frei handelnden Geist in deinen Gedanken nicht beobachten, aber es gibt eine praktische Methode, den Grad festzustellen, in dem du die Kontrolle deiner psychischen Kräfte den Anordnungen des inneren Geistes, der von Gottvater kommt, hingegeben hast. Es ist der Grad deiner Liebe für deine Mitmenschen; der Geist Gottvaters nimmt Teil an Gottes Liebe und wenn sie dich beherrscht, führt sie dich unfehlbar hin zur göttlichen Verehrung und zur liebevollen Berücksichtigung deines Nächsten.”