Liebe als Perpetuum Mobile – Die Geheimnisse einer lang anhaltenden Paarbeziehung
Die Entdeckung des Selbst ist ein faszinierendes Abenteuer, eine Reise voller Erfahrungen, die man entweder alleine machen kann oder nicht … denn in einer Paarbeziehung sind die spirituellen Transformationen viel schneller und effizienter. Und da wir alle nach einer Vollendung durch Liebe suchen, ist es sehr viel natürlicher, gemeinsam mit dem geliebten Wesen zu den Höhen der Perfektion voranzuschreiten.
Liebe ist das göttliche Geschenk, für das wir zutiefst dankbar sein sollten. Sie ist der Schlüssel, der uns das Tor zum Absoluten öffnen kann, der magische Katalysator eines jeden wohltuenden Werdens. Beispielsweise weiß jeder, der für eine längere Zeitperiode Meditation praktiziert hat, wie schwer es ist, mit einem aufgeregten, gedankenerfüllten und gestressten Verstand spirituelle Zustände zu erleben. Aber wenn wir uns verlieben, dann öffnet sich das Tor zum Absoluten mit einer außergewöhnlichen Leichtigkeit; denn Liebe ist eine sehr clevere Möglichkeit, das Ego auszutricksen.
Das Glück des anderen kommt spontan vor dem eigenen Glück, und die Wünsche des anderen kommen vor den eigenen Wünschen. Liebe öffnet uns und macht uns freigiebig, und die empathische Erforschung der Seele des anderen wird uns näher zu unserer eigenen Seele bringen.
Akzeptiere die Unterschiede
Aufgrund der komplexen Prozesse der Resonanz und der Polarisation hat jede Erfahrung, jeder Zustand, jede wohltuende Energie ein sehr tief greifendes Echo im Liebespaar. Wenn du jemals eine Meditation – oder irgendeine andere spirituelle Übung – zusammen mit demjenigen, den du liebst, gemacht hast, dann weißt du, dass dort, wo zwei zusammenkommen, die Kraft wächst. Und nicht arithmetisch, gemäß dem gewöhnlichen 1+1=2, sondern manchmal exponentiell. Zusammen expandieren zwei Seelen durch die Liebe und bewegen sich auf die Erweckung des Selbst-Bewusstseins zu. Und dies ist manchmal einfacher und schneller, als wenn man es getrennt macht.
Die Weiterentwicklung innerhalb einer Liebesbeziehung bringt auch noch einen anderen Vorteil mit sich – die Objektivierung durch die Reflexion im Anderen. Der/die Geliebte ist wie ein Spiegel. Gefällt dir, was du darin siehst? Das bedeutet, dass mit dir alles in Ordnung ist. Es gefällt Dir nicht mehr? Dann ist es möglich, dass du selbst nicht mehr auf dem richtigen Weg bist. Innerhalb einer spirituellen Liebesbeziehung wird dir die Beziehung, wenn du weißt wie du sie betrachten musst, immer zeigen, in welche Richtung du gerade gehst, und die Chancen, dass du dich verläufst, sind kleiner. Natürlich wird dir der andere nicht unbedingt erzählen: „Weißt du, deine morgendliche Meditation war ein bisschen wie „Eislaufen“ … du warst nicht wirklich fokussiert“. Aber das alltägliche Leben, die kleinsten Gesten oder Handlungen, die Art, in der die Liebe aufblüht oder im Gegenteil zu verschwinden scheint, gibt Hinweise über die spirituelle Evolution. Wenn dich dein Geliebter oder deine Geliebte fasziniert, wenn du sie oder ihn wundervoll findest, wenn du fühlst, dass du dich ihr oder ihm mit deinem ganzen Herzen öffnen kannst, dann zeigt dies, dass du faszinierend und wundervoll bist und man dir vollkommen vertrauen kann. Der Andere ist nur deine Reflexion.
Wenn wir uns verlieben, dann sehen wir in einem Spiegel die Inkarnation unseres eigenen Strebens. Durch Transfiguration erleben wir die euphorische Empfindung, aus unserem eigenen inneren „Gefängnis“ herauszukommen. Wir fühlen uns neu geboren. Alles ist perfekt, einzigartig. Wir sind glücklich, dass der andere erschienen ist. Wir laden sie oder ihn mit all unserem Streben und mit all unseren Wünschen auf. Auch mit denen, denen wir uns nicht bewusst sind. Der andere ist eine „Unterstützung“ für all unsere Projektionen. Aber wenn sie oder er für eine längere Zeitperiode bei uns bleibt, dann kommen wir langsam, langsam wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt, ohne uns dessen bewusst zu sein. Wir kehren zu unseren eigenen Begrenzungen zurück. Die ausgeweitete und freigiebige Vision verschwimmt in unserer eigenen Voreingenommenheit für uns selbst, die meist mit den Interessen des anderen im Konflikt steht. Und auf diese Weise entsteht die Blockade!
Unglücklicherweise haben wir oft die Tendenz, die auftauchenden Spannungen und Unterschiede als etwas Unabänderliches zu betrachten. Von Anfang an, wenn ein Missverständnis, ein Streit oder eine Unstimmigkeit erscheint, tendieren wir zu endgültigen, definitiven Positionen. „Nein, ich gehe nicht, bis du mir gesagt hast, warum du dies oder das gemacht hast, bis du es mir erklärt hast. Wenn du mir nicht zustimmst, dann ist es aus, dann bin ich fertig mit dir!“
Die Enttäuschung, dass die Dinge offensichtlich nicht so sind, wie wir sie uns vorgestellt haben, überwältigt den Wunsch, dass die Dinge gut funktionieren. Diese Reaktion zeigt, dass unsere Perspektive auf die Beziehung nicht konstruktiv ist, dass sie nicht auf Evolution ausgerichtet ist. Niemand, der Yoga praktiziert und einen plötzlichen Schmerz im Knie verspürt, wird zu sich selbst sagen: „Also, so etwas ist ein Ding der Unmöglichkeit! Entweder du wirst erfolgreich das Asana ausführen, oder ich werde nicht mehr mit dir reden! Es ist nicht akzeptabel, dass du mir so etwas antust!“ Normalerweise betrachten wir diese Sache mit Optimismus. Wir werden sagen: „Nun gut, mein Knie schmerzt jetzt, aber ich werde es langsam angehen und das Problem wird sich bald lösen. Ich werde eine Creme verwenden und es wird schon gut werden. Oder ich werde es heute Abend wieder versuchen, wenn ich besser gedehnt bin…“
Wir haben eine andere Strategie wenn es um etwas geht, dass wir als einen Teil von uns selbst betrachten. Wir sind tolerant und wir akzeptieren den Dialog, wir kooperieren, wir verstehen, oftmals werden wir sogar zu nachgiebig. Wir sprechen keine endgültigen Urteile aus, stattdessen suchen wir nach Lösungen. Wir haben die gesamte Zeit im Kopf, auch wenn es auf einer unterbewussten Ebene ist, dass wir gemeinsam bis zum Ende weitermachen werden. Wenn wir lieben, dann ist der andere eins mit uns und alles ist wundervoll. Aber wenn wir mit der ersten Disharmonie, die erscheint, eine radikale Position einnehmen (entweder magst du mich oder wir machen Schluss!), dann ist das ein gewisser Hinweis dafür, dass die leidenschaftliche Liebe des Anfangs sich ein wenig abgekühlt hat und wir aus dem Zustand der Einheit herausgefallen sind. Sofort aufzugeben, aus Angst vor Schwierigkeiten, zeigt ein fehlendes Vertrauen in das transformierende Potential des Wesens durch die Liebe. Tatsächlich zeigt es, dass die Hingabe in diesem Liebespaar nicht „vollständig“ war. Auf diese Weise erfüllt die Beziehung nicht ihre Aufgabe, uns den gesamten Weg zu leiten.
Mach Platz für Spontaneität
Die Liebesbeziehung entwickelt sich als ein Kind der beiden Liebenden. Es wächst und hat eine eigene Entwicklung, oftmals auch in einer unvorhersehbaren Art und Weise. Das ist der Grund, warum jede Beziehung einzigartig ist. Das Kind gehört nicht nur ihr oder ihm. Es gehört gleichzeitig ihm und ihr, zu gleichen Anteilen und der gleichen … Verantwortung. Die Beziehung ist irgendwo in der Mitte, sie hat ihre eigenen Bedürfnisse und ein eigenes Streben – die durch die Perspektive der Liebe eine weise Mitte der Bedürfnisse und Bestrebungen der beiden Wesen ist.
Genau wie die Eltern ihr Kind erziehen, ihm aber nicht ihren Weg im Leben auferlegen können, so wächst die Liebesbeziehung gemäß ihrer eigenen Schlüsse. Sie wird alles ans Licht bringen, was für die beiden Seelen zum Aufblühen notwendig ist. Vielleicht wünscht sich die Mutter einen Pianisten und der Vater einen Formel-1-Fahrer. Aber das Kind wird seinem eigenen Weg folgen. Er oder sie wird vielleicht ein guter Mechanik-Ingenieur und spielt in seiner Freizeit Orgel. Die Anforderung, dass sich die Beziehung nur auf eine bestimmte Art entwickeln soll und nicht anders, ist kontraproduktiv und wird sie zerstören: „Es ist entweder so, wie ich sage, oder ich gehe.“ Aber wie die Weisen sagen: „es ist unwichtig, wer recht hat, wichtig ist, wer liebt“.
Leider überstehen viele Liebesbeziehungen die erste Krise, die erste ernsthafte Bewusstwerdung nicht. Warum soll man über die zukünftige Karriere des Kindes reden, wenn das Kind bei der ersten Erkältung oder der ersten Fieberattacke stirbt?! Wenn es unser Anliegen ist, dass unser spirituelles Leben die Liebesbeziehung einschließt, dann haben wir eine verantwortungsbewusstere Einstellung. Und wir werden uns bewusst, dass wir die Botschaft dieser Liebe verstehen müssen, dass wir den gesamten Weg gehen müssen und sie ihre Bestimmung, uns zu transformieren, erfüllen lassen müssen.
Nähre die Beziehung mit spirituellem Streben
Axiom: Eine wahre Paarbeziehung transformiert uns. Wenn sie uns nicht transformiert, bedeutet das, dass sie als Kind starb. Unglücklicherweise erkennen das einige Leute nicht und leben in der Tat „mit der Leiche im Haus“.
Wir hatten alle die Möglichkeit, beerdigte Paarbeziehungen zu sehen. Und dies, weil sich viele Menschen genauso benehmen wie Eltern, die unverantwortlich mit ihrem Kind spielen, bis es stirbt, weil sie es zu füttern vergaßen! Gott schenkt uns Liebe, aber ihre Langlebigkeit hängt von uns ab. Wir müssen uns um sie kümmern, ihr diese Portion täglicher Aufmerksamkeit geben, diese Dosis der Transfiguration, sie von innen nähren und so wird die Liebe wachsen, sie wird erblühen, sie wird allen Widrigkeiten widerstehen.
Wir trafen Menschen, die über fünf oder sechs aufeinander folgende Beziehungen immer dasselbe erzählten. Wenn sie zurückblickten, sahen sie nichts als eine lange Reihe von Kreuzen. Und alle Beziehungen – ein früher Tod. Dies geschieht, wenn wir die Paarbeziehung nicht als ein göttliches Geschenk betrachten, auf das wir Acht geben müssen, inklusive notwendiger Opfer, sondern als eine Ware, die wir aus einem Regal gekauft haben; wenn wir eine Konsumenten-Einstellung haben. Wir zerreißen das – immer reizvolle – Einpackpapier, wir betrachten unaufmerksam den Inhalt und, noch vor dem Lesen der „Gebrauchsanweisung“, beeilen wir uns die Verpackung des nächsten Geschenks aufzureißen.
Die Paarbeziehung bedeutet viel mehr als das. Sie bedeutet auch Verantwortung, wenn zwei Liebende ein starkes Bestreben und ein klar gezeichnetes spirituelles Ziel haben. So sind sie auf Transformation vorbereitet. Sogar wenn es zu einer Krise kommt, überwinden sie diese gemeinsam, indem sie unter anderem das nutzen, was jeder von ihnen im Prozess ihres inneren Werdens erreicht.
Zusätzlich trägt jede Beziehung die Prägung unserer vorherrschenden Bewusstseinsebene. Wir behandeln oder betrachten die anderen immer gemäß der jeweiligen Ebene. Als Objekte, die unser Überleben sichern, im Fall des ersten Energiezentrums, MULADHARA CHAKRA; als Objekt unserer Freude, wenn wir uns vorwiegend auf SWADISTHANA CHAKRA befinden; oder als Objekte, die ausgebeutet werden, denen wir unsere Autorität aufbürden – im Fall des dritten Energiezentrums, MANIPURA CHAKRA. Einzig ANAHATA CHAKRA eröffnet uns die Perspektive wahrer Liebe, basierend auf Selbsthingabe und Selbstlosigkeit. Nur dann entdecken wir, dass der andere auch … Mensch ist; und sie oder er hat ihre oder seine Bedürfnisse und Bestrebungen. Deshalb können wir nicht behaupten, dass wir wirklich lieben, solange sich unser Bewusstsein nicht die überwiegende Zeit mindestens auf der Ebene dieses energetischen Zentrums der Gefühle befindet.
Entscheide dich für das Liebesspiel mit Kontinenz
Die schöpferische sexuelle Energie ist der Ursprung des Lebens. Wir sind alle durch sie hier. Wir sind durch diese Kraft in der Welt angekommen. Sie manifestiert sich in einem Paar, mehr als anderswo, auf eine aktive Weise und bringt die dynamische Kraft der Beziehung hervor.
Aus tantrischer Sicht hilft uns die absolute Kontrolle der erotischen Energie während des Liebesakts, das Praktizieren der sexuellen Kontinenz, die Polarisation innerhalb des Paares besser zu verstehen und ihre Vorteile, vollkommen zu genießen. Die Entscheidung, die Sexualität alchemisch umzuwandeln anstatt sie aufzugeben, sie heilig zu machen anstatt sie zu verdammen, kann aus unserer Beziehung ein wundervolles Perpetuum mobile machen; Liebe und sexuelle Kontinenz sichern Transformation und spirituelle Ausweitung und dies erzeugt sogar mehr Liebe und so weiter. Du verliebst dich unaufhörlich in den anderen, denn durch diese Transformation ist sie oder er die ganze Zeit eine andere Person, einzigartig, besonders, verschiedener… So entkommen wir der Gefahr des Stillstands, der Langeweile innerhalb des Paares und wir sichern unsere Entwicklung in einer schwindelerregenden, aufsteigenden, glückseligen Spirale.
Es ist richtiger zu sagen „das Aufrechterhalten im Zustand der Liebe“ als „mehr Liebe“, denn innerhalb des Paares zählt nicht der quantitative, sondern der qualitative Aspekt. Die Energie der Liebe ist unendlich, wir sind oder sind nicht in Resonanz mit dieser Energie. So erhalten wir automatisch „mehr Liebe“, wenn wir lange genug die Resonanz mit dem Zustand der Liebe aufrechterhalten! Am Anfang, frisch verliebt, erhalten wir sie leicht aufrecht, aber mit der Zeit und aufgrund allerlei Versuchungen riskieren wir, heraus zu gleiten.
Die empathische Erforschung des Anderen Seele bringt uns näher zu unserer eigenen Seele
Wie kann man mit der Energie der Liebe in Verbindung bleiben? Wer je Rad gefahren ist, weiß, dass man nur dann im Gleichgewicht bleiben kann, wenn man in Bewegung ist. Im Moment, in dem man stehen bleibt, fällt man um! Aber wenn man weiterhin fährt, ist es leicht, im Sattel zu bleiben, auch wenn die Oberfläche der Räder sehr schmal ist.
Erinnerst du dich? Um Rad fahren zu lernen, macht man intuitive Links-Rechts-Bewegungen, um sich auszubalancieren; auf die gleiche Weise erhält man sich im Zustand der Liebe. Wir machen Nachjustierungen im Verhalten des Paares, wir machen kleine Veränderungen wann immer es nötig ist. Wenn wir lieben und die Transmutation und Sublimierung der Energie des Liebesakts durch Kontinenz praktizieren, hält genau diese Energie die Transformationsprozesse auf allen Stufen am Leben, und wir verlieben uns permanent immer und immer wieder.
Sich verlieben wurde uns von Gott geschenkt. Sich immer und immer wieder zu verlieben und unsere Liebe aufrechtzuerhalten ist unsere Aufgabe. Wenn es uns gelingt, wird die Paarbeziehung ein Motor der spirituellen Entwicklung. Genau deshalb müssen wir der Liebe und unserer Paarbeziehung den richtigen Platz in unserem Leben einräumen, den Platz, von dem aus es ihr möglich ist, alle „Pferdestärken“ zu mobilisieren und uns voller Energie, voller Enthusiasmus und schnell auf den Level der Entwicklung, den wir uns wünschen, voranzutreiben. Und hier müssen wir uns keine Sorgen machen, dass wir die legale Geschwindigkeit überschreiten, sondern uns freuen, dass wir Lichtgeschwindigkeit erreichen.
All das kann durch eine gemeinsame spirituelle Praxis erreicht werden, durch das SADHANA des Paares, das „Kind“ der beiden Liebenden. In einem weiteren Artikel werden wir einige Details über diese wichtige Zutat einer wahren Paarbeziehung geben.