Raja Yoga ist der klassische meditative Yoga Pfad. Die geistigen Fähigkeiten des Menschen stehen bei diesem Yoga im Vordergrund. Genauer geht es um die Aufhebung der Fluktuationen des Denkorgans durch den Rückzug der Sinne (Pratyahara), die intensive Konzentration (Dharana), die tiefgehende Meditation (Dhyana) und die vollständige Kontrolle des Geistes, basierend auf der moralischen und ethischen Vervollkommnung und perfekten Beherrschung der Sinne.
Auch im Raja Yoga finden Asana (Körperstellungen) und Pranayama (Techniken zur Kontrolle über die Lebensenergie (Prana) Erwähnung. Bei den Asanas geht es hier allerdings traditionell nur um das Erlernen der richtigen Sitzhaltung für die Ausführung der späteren Stufen und die Kontrolle über das Prana findet nur Beachtung für die Beseitigung der Trägheit (Tamas) des Geistes und zur Beruhigung des Denkorgans.
Ziel des Raja Yoga ist die Kontrolle der Gedanken und die Kräftigung des Verstandes, was traditionell mit der Öffnung des „dritten Auges“ (Ajna Chakra in der Mitte der Stirn) gleichgesetzt wird. Der Geist wird von den normalen unkontrollierten mentalen Bewegungen befreit und tritt in tiefe Meditation. In einem derartigen Zustand kann der Yogi, durch die vollständige Fusion mit dem makrokosmischen Geist, den überbewussten Zustand Samadhi erleben.
Hören alle Fluktuationen des Geistes gänzlich auf, identifiziert sich das Denkorgan des Yogi ununterbrochen und ausschließlich mit dem Meditationsobjekt und fußt nicht mehr auf irgendeinem Gedanken als Sprungbrett, verwirklicht der Yogi das Nirvikalpa-Samadhi (in einigen Werken als höchste Samadhi-Form beschrieben).
Der bekannteste Vertreter des Raja-Yoga ist der Weise Patanjali, der diesen Pfad in den Yoga-Sutra-s (Aphorismen über Yoga) beschreibt.